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Sockenverbände und Uni auf dem Meer

Hallihallo und Ahoi!

 

 

Heute probieren wir mal etwas Neues aus… Hisst die Segel und lasst euch mitnehmen. Thema des heutigen Blogs ist ein Throwback ins letzte Jahr. Wohin genau, fragt ihr euch? Das wollen wir euch sagen: Kommt mit auf unserem Throwback in den Mai 2021 mitten in die Inselwelt von Istrien, Kroatien. [Noch mehr tolle Fotos findet ihr übrigens hier!]

Es waren einmal zwei Mädchen, die ihr zweites Zuhause praktisch auf einem Segelboot hatten [die Mädchen waren jedes Jahr seit ihrer frühesten Kindheit mindestens zwei, drei Wochen mit ihren Eltern auf jenes Segelboot in den Urlaub gefahren. Das mag für manch einen nach zu wenig klingen, um den Urlaubsort als zweites Zuhause zu betiteln… Nun, jene Zeitgenossen unterschätzen wohl die magische Anziehung des Segelns. Einmal gepackt, lässt es dich nicht mehr los! Anm. d. Red.]. Nun geschah es, dass eine entsetzliche Seuche das Königreich heimsuchte [Corona. Anm. d. Red.]. Innerhalb kürzester Zeit wurden die Schotten dicht gemacht, niemand kam heraus noch herein. Das drückte den Mädchen sehr auf's Gemüt - zwar gab es schlimmeres, als nicht mobil sein zu können, aber die Sehnsucht setzte sich und fraß sich tief hinein in die Herzen… 

Naja, so lange jedenfalls, bis Emily auf die Idee kam, trotzdem einfach nach Kroatien zu fahren (im Rahmen der Corona-Reiseregelungen natürlich). Schließlich wurde es dringend Zeit, dass Pebbles' Seefestigkeit geprüft wurde. Allerdings hat Emily keinen Segelschein, sie müsste also die zwei Wochen im Hafen bleiben… Meh! 

Schließlich hatte Emily eine Lösung dieses Problems gefunden: Sie würde einfach Freydis überreden, die ihren Segelschein seit mehreren Jahren besitzt. Tja. Wenn da nur nicht die Uni wäre… Halt nein, Moment! Wir sind ja mitten in der Pandemie. Bedeutet das nicht, Online-Uni und digitales Studium? Das Problem war gelöst (die Lösung bestand übrigens in einer SIM-Karte von T-Mobile. Die bieten dort extra Touristen-Prepaid-Karten an. Die Karten sind ausgelegt auf eine Woche und bieten unbegrenztes Internet. Wir glauben, dass wir für die Karte 85 Kuna gezahlt haben, also etwa 12 Euro. Aufladen lässt sich die Karte dann online oder via SMS oder T-Mobile-Shop für 60 Kuna (etwa 8 Euro) pro weitere Woche). Damit war die Grundlage gelegt für ein weiteres Abenteuer - denn die zwei Wochen waren nicht nur das erste Mal, dass Pebbles auf dem Boot war, sondern auch das erste Mal, dass wir beide ganz alleine, ohne erfahreneren Papa oder Onkel oder Opa, das Boot übernommen hatten. 

 

 

 

Na gut, versuchen wir mal aus dem Märchenmodus in einen informativeren Blog-Schreibstil zu kommen...

Aber so kam es jedenfalls, dass wir an einem schönen Sonntagmorgen, nachdem unser Testergebnis vorlag, von Zuhause los fahren konnten. Mit im Gepäck hatten wir unsere Anmeldung für Kroatien und die Impfpässe (wobei beides nicht wirklich kontrolliert wurde, weder auf der Hin- noch während der Rückfahrt). Trotzdem Pebbles Rescue-Tropfen für die Autofahrt bekommen hat, hat sie die lange Fahrt natürlich sehr gestresst, daher hier direkt ein Tipp: Wenn ihr in einem so unbekannten Terrain (wie einem Steg mit Segelschiffen an jeder Seite) ankommt und euer Hund generell eher misstrauisch gegenüber Veränderungen ist, überlegt vielleicht, ob es nicht sinnvoller sein könnte, die Fahrt so zu planen, dass ihr tagsüber ankommt. Bei uns war es stockdunkle Nacht, Pebbles sowieso angespannt von der vielen Fahrerei und dann noch die gruseligen Geräusche und Gerüche und das Schaukeln der Schiffe am Steg - da ging ein bisschen Angst-Pipi auf die Planken...

 

 

 

 

Am nächsten Tag haben wir in aller Ruhe (also möglichst schnell, damit wir noch rechtzeitig ablegen können) uns und das Boot fertig gemacht, eingeräumt, eingekauft und Wasser aufgefüllt. Natürlich haben wir sichergestellt, dass Pebbles allzeit geschützt ist: Auf dem Bild nebendran seht ihr sie bei der Anprobe ihrer Hunde-Schwimmweste. In der Regel tragen die Hunde bei uns keine Schwimmweste, nur, wenn es etwas schaukeliger und windiger wird, müssen sie die rote Sicherheitsklamotte anziehen - Sicherheit geht (immer!) vor!

Wir haben extra für den Uni-Urlaub einen Minirouter gekauft. Allerdings hat die SIM-Karte irgendwie nicht funktioniert, deswegen wurden wir in unserem Tagesplan ganz schön nach hinten geworfen (wir mussten deswegen nämlich drei Mal in den T-Mobile-Shop fahren). Und natürlich haben wir's erst nicht hinbekommen… Allerdings fanden wir schnell eine gute Alternativ-Lösung, denn in Emilys Handy haben zwei SIM-Karten Platz gehabt. Da waren wir nicht auf den Router angewiesen und konnten den für eine kompetentere Einschätzung (aka Papa) für Zuhause zur Seite legen. Insgesamt hat uns dieses Internet-Drama aber relativ viel Zeit gekostet, sodass wir beschlossen haben, die Nacht doch noch im Hafen zu bleiben. 

Aber am nächsten Morgen ging es dann los! Und wie es los ging! Abgelegt wie die Profis, während der Fahrt durch die Hafeneinfahrt aufs Meer hinaus die zitternden Hände beruhigt und dann in einem Schwung die Segel hoch. Die Sonne lachte, der Wind wehte beständig um die Nase und es waren nicht allzu viele Segel am Horizont zu entdecken - wie kann ein Tag schöner sein!

Die arme Pebbles war anfangs zwar ganz schön aufgeregt (insbesondere das Motorengeräusch findet sie nicht so toll), mit der Zeit hat sie sich aber etwas beruhigt und zwischendrin war sie sogar relativ entspannt. Was als langsamen Einstieg in die Segelei geplant war, hat sich mit dem fortschreitenden Tag dann aber zu einzigartigem Segelspaß entwickelt. Der Wind nahm immer mehr zu, drehte freundlicherweise mit uns mit und das Schiff sauste mit einem Schnitt von 6,5 Knoten über die Kvarner Bucht (schaut das gerne mal bei Google Maps an. Unser Boot liegt in Pula und am ersten Tag sind wir an der Küste entlang über den Kvarner bis nach Unije gefahren). (Und für alle Landratten: Vielleicht wisst ihr ja, dass die Entfernung auf dem Wasser nicht in Kilometer, sondern in Seemeilen gerechnet wird, wobei eine Seemeile etwa 1,85 km entsprechen. Analog wird das Tempo auch nicht in km/h, sondern in sm/h, also Seemeilen pro Stunde angegeben. Die Einheit nennt man fachmännisch "Knoten". Also 1kn = 1sm/h = 1,85km/h. Unser Schiff hat übrigens eine Rumpfgeschwindigkeit (=Höchstgeschwindigkeit) von etwas über 7 Knoten.)

In Unije sind wir dann ein paar Tage geblieben, weil am ersten Tag nach unserer Kvarner-Überquerung überhaupt kein Wind war (das ist eben der Nachteil an einem Segelboot. Wenn Flaute ist, kommt man halt auch nicht vom Fleck. Außer man motort. Aber wer will das schon…!). Und am zweiten Tag hatte Freydis den gesamten Tag Online-Seminare, da konnten wir auch nicht weg. Aber das war auch nicht weiter schlimm, denn Unije ist eine unserer Lieblingsbuchten. Der einzige Wehrmutstropfen war Pebbles' neu entdeckte Jagdlust: Auf Unije gibt es viele freilaufende Ziegen (die wir spaßeshalber immer als "Wildlife von Unije" bezeichnen), die auch immer mal wieder die Wege kreuzen. Und wirklich, Pebbles ist komplett abgegangen, obwohl sie ja eigentlich kein Jagdhund ist. Aber manchmal hat sie so Anwandlungen… Naja. Das hat das Gassigehen jedenfalls etwas erschwert…

 

… weswegen wir dann doch ganz froh waren, als wir am dritten Tag wieder (ein wenig) Wind hatten und raus fahren konnten. Unser Ziel war die Südbucht der Insel Susak (wieder für die Landratten: Wenn man mit einem Segelboot über die Meere zieht, spielt der Wind ja nicht nur tagsüber eine Rolle. Eigentlich richtet man seine gesamte Tages- und Urlaubsplanung nach dem Wind aus. Dementsprechend muss man auch für die Übernachtung Buchten oder Häfen (bei uns immer Buchten und am liebsten mutterseelenallein und so verlassen wie möglich) suchen, die den Ankerplatz vor dem Wind schützen. Je nach Windrichtung ist das gar nicht so einfach…). Also sind wir Richtung Susak gedümpelt (das Lüftchen hat dann nämlich recht schnell nachgelassen), bis wir irgendwann doch die Maschine angeschmissen haben. Spätestens bei Einbruch der Dunkelheit wollten wir dann doch vor Anker liegen. Aber Pustekuchen: Susak war schon voll (die Bucht, die wir anfahren wollten, ist auch echt klein. Sobald da maximal drei Schiffe drin liegen, passt eigentlich keiner mehr rein. Jedenfalls nicht so, dass die Skipperin Freydis gut schlafen würde…). 

Also sind wir weiter gedieselt. Neues Ziel war die Bucht Artatore auf Lošinj. Und diese Strecke hat sich wirklich gezogen! Nicht nur, dass wir nicht mehr segeln konnten (kein Wind und keine Zeit), wir hatten jetzt auch ein bisschen Angst, dass die Bucht auch voll sein würde (was eigentlich Quatsch war, weil allgemein noch nicht viele Schiffe unterwegs waren und die Bucht auch viel Platz bietet. Aber was kann man schon gegen seine Gefühle machen…). Außerdem wurde Pebbles unruhig, weil sie Gassi gehen musste. Wir sind dann auch ein bisschen zu spät in der Artatore angekommen - es war zwar noch mehr als ausreichend Platz, die Sonne war auch noch nicht untergegangen und dementsprechend konnten wir noch genug sehen, aber Pebbles Schließmuskel hat leider nicht mehr durchgehalten. Und aus diesem Grund hat man immer, immer, immer Neutralseife an Bord!

Hier übrigens noch ein Tipp: Falls ihr auch solche Burek-Fans seid, wie wir (Burek ist quasi das kroatische Börek, also salziger Blätterteig mit einer Füllung aus Käse, Hackfleisch oder Spinat), ist die Artatore ein guter Ort für euch. Innerhalb der Saison gibt es dort beim Bäcker wirklich oberleckeres Spinat-Burek, das sehr zu empfehlen ist! Leider waren wir außerhalb der Saison…

Der nächste Stopp auf unserer Reise lag etwas südlicher von der Artatore: die Bucht Sunfarni. Von dieser Bucht waren wir wirklich sehr begeistert, denn sie sieht aus, als führe gleich die Black Pearl um die Ecke. Kristallklares Wasser, türkis gefärbt durch den Sand, der die Bucht füllt (was auch immer wieder dazu führt, dass der Anker hält wie festgeklebt), abseits jeglicher Zivilisation (auch wenn es einen Wanderweg in die Stadt Mali Lošinj gibt) und dieser gesamte Traumort ganz für uns (jedenfalls anfangs. Später ist noch ein Katamaran mit einem österreichischen Ehepaar und eine etwas größere Yacht mit sechs, sieben Italienern dazu gekommen). Als hätte er uns abgepasst, bog auch, sobald wir fest vor Anker lagen, ein kleines Fischerboot um die Ecke. Von Giovanni, dem in die Jahre gekommenen Fischer, der sich bekreuzigt, als er hört, dass wir zwei Mädels alleine auf dem Boot sind, bekamen wir zwei große, frisch gefangene Branzin zum Abendessen, die wir zwar noch ausnehmen mussten, die aber trotzdem den Abend noch perfekt machten. Pebbles fand die Fische auch ganz toll und in einem unaufmerksamen Moment schaffte sie es fast, Emilys Fisch den Kopf ab zu beißen… Aber nur fast ;)

An dem Abend passiert auch noch etwas Lustiges. Lasst uns euch dazu eine Frage stellen: Sieben Italiener steigen in ein Schlauchboot - was passiert?

Um die Sonne im Meer versinken zu sehen, wollte die Nachbar-Crew um die kleine Landzunge herum fahren. Dazu haben sich wirklich alle sieben in ein kleines Schlauchboot gequetscht, das mit jeder Person ein kleines Stück tiefer sank. So tief, dass die vorderste Person beim Rausfahren den Schreien nach einen nassen Popo bekommen hat. Und es sah zu nett aus, wie dieses vollgestopfte Beiboot dann schließlich vor der Einfahrt zur Bucht sanft in den Wellen schaukelte, während sieben Personen versuchten, möglichst unbeweglich (um nicht ins Wasser zu fallen), den Sonnenuntergang auf dem Handy einzufangen…

 

Neuer Tag, neues Glück, oder?

Nein, zumindest nicht an jenem Samstag. 

Emily war morgens mit Pebbles am Strand spazieren. Mit einem Mal schallt ein Jaulen über das friedlich glitzernde Wasser, kurz darauf ein Schrei. Freydis schaute zum Strand und sah Emily wild gestikulieren, sie solle herüber schwimmen (Emily und Pebbles waren ja mit dem Beiboot an Land gerudert. Ach ja, für alle, die das noch nicht wissen: Pebbles ist wasserscheu - sie toleriert maximal, wirklich nur maximal und an guten Tagen, eine Pfütze, die bis knapp zu den Haarspitzen am Bauch reicht. Aber nur knapp!). Es stellte sich heraus, dass Pebbles beim panischen Versuch (weil Wasser) ins Beiboot zu springen, abgerutscht war und sich die Kralle umgebogen hatte. Falls ihr das noch nicht erlebt habt, den Hunden tut alles, was an den Pfoten passiert, wahnsinnig weh. 

So, was tut man in einer solchen Situation; Hund verletzt, Boot unaufgeräumt, Wochenende? Richtig: Pfote verbinden und die Eltern anrufen. So haben wir dann raus gefunden, dass es in Mali Lošinj wohl einen Tierarzt gibt, der auch Samstags geöffnet hat, allerdings machte der laut Google um 13 Uhr zu und wir hatten bereits kurz vor 11 Uhr. Und wir waren ja auf der anderen Seite der Insel, hätten also noch eine Weile bis nach Mali gebraucht. Und dann das Anlegen in einem fremden Hafen mit einem verletzten Hund… Wir bezweifelten, dass wir das noch rechtzeitig vor des Doktors Feierabend schaffen würden. Alle anderen Optionen waren irgendwie auch schlecht, also beschlossen wir, in unseren Hafen nach Pula zurück zu fahren: Etwa 36sm entfernt. Da mussten wir uns natürlich beeilen, freundlicherweise haben unsere Eltern so lange in der Tierklinik in Pula angerufen. Dort wurde ihnen/uns gesagt, dass wir am Sonntag dann einfach vorbei kommen sollten, wir brauchten auch keinen Termin. Wir sind unterdessen los - unter Maschine, weil absolut kein Wind war! Nicht das winzigste laue Lüftchen!

Und dann geschah acht Stunden lang folgendes: Pebbles war mit Sockenverband (einer unserer Tipps hier) und Rescue-Tropfen ausgestattet. Außerdem brannte die Sonne mittags ordentlich vom Himmel. Entsprechend war der Hund platt. Emily hat einen etwas empfindlichen Magen und die heiße Sonne tat das Ihrige hinzu: Emily wurde schlecht, sodass sie eine Vomex nehmen musste. Entsprechend war die Schwester auch platt. Und Freydis steuerte ganz alleine, ohne viel Abwechslung und vor allem unter Diesel die ganzen langen acht Stunden das Schiff in Richtung Hafen... 

Am nächsten Morgen machten wir uns direkt auf den Weg zur Tierklinik, der etwas versteckt in Pula liegt. Wir mussten auch gar nicht lange warten, sondern sind direkt dran gekommen. Der Tierarzt musste erstmal lachen, als er unseren Sockenverband gesehen hat und meinte, das habe er ja noch nie gesehen (und er hat den Verband an sich sehr gelobt - ein Pluspunkt, wenn eine Krankenschwester mit an Bord ist!). Dann hat er sich die Pfote angesehen und sagte, er wisse gar nicht, was wir hätten. Er sehe da nichts. 

Das hat uns ein bisschen die Sprache verschlagen. Aber tatsächlich sah die Kralle nicht mehr ganz so schlimm aus. Also hat er uns mit einem beruhigenden "Meistens sind die Hunde da sehr empfindlich und es scheint viel schlimmer, als es ist" entlassen und wir kamen uns ziemlich dumm vor (was sich auch nicht dadurch gebessert hat, dass wir beim Einkaufen versucht haben, mit unserer Krankenkassenkarte zu bezahlen…!). Immerhin mussten wir nichts zahlen - er hat ja nichts diagnostizieren können. Finden wir an sich ein gutes Konzept. 

Naja, keine Ahnung, was sich dieser Tierarzt da gedacht, oder ob der vielleicht Tomaten auf den Augen gehabt hatte. Als wir am nächsten Tag die Pfote nochmal anschauten, stand die Kralle quasi in einem rechten Winkel zur Seite weg (was uns für Pebbles natürlich leid getan hat und was auch doof war, wodurch wir uns aber immerhin bestätigt gesehen haben in unserer Sorge). Also haben wir den Hund geschnappt und sind nochmal in die Tierklinik. Die Tiermedizinische Angestellt, die dann die Untersuchung durchgeführt hat, war auch ganz verständnislos, als wir ihr erzählten, dass wir gestern so weggeschickt worden seien. Sie hat dann alles vorbereitet, um Pebbles die Kralle abzunehmen und Desinfektionsmittel, Tupfer, Zange, usw. säuberlich bereit gelegt. Unterdessen kam der Tierarzt, hat sich die Pfote kurz angeschaut und mit einem kleinen Zupfer die Kralle einfach von Hand abgenommen - die hing wirklich nur noch an wenigen Gewebefasern. Wir haben dann noch eine Jodsalbe und die Anordnung, nach drei Tagen nochmal vorbei zu kommen mit bekommen. Und Wasserverbot für den Hund. Also Hafenurlaub für uns…

Also sind wir die folgenden Tage im Hafen geblieben, was zwar nicht so schön und erholsam war, wie ein richtiger Segelurlaub, aber dafür vorteilhafter und produktiver für die Uni! Und jeder hat unsere arme Maus wegen ihrer eingebundenen Pfote bemitleidet. Wenn die wüssten, wie regelmäßig diese arme Maus die Socken, Verbände und Tape-Verklebungen zerstört hat…!

Mittwoch haben wir dann das Okay vom Tierarzt bekommen, weswegen wir am Donnerstag nochmal aus dem Hafen raus fahren wollten. Wir mussten sowieso noch tanken gehen mit dem Schiff (wir hatten ja einiges verbrannt auf dem langen, langen Weg von Lošinj zum Hafen), also haben wir beschlossen, die Pflicht mit dem Schönen zu verbinden und zum Baden in die nahe gelegene Polje-Bucht zu fahren. Gesagt, getan, wir hatten auch noch tollen Segelwind und alles in allem einen entspannten, angenehmen Tag. Und dann wollten wir zurück (für den nächsten Tag waren Sturmböen angesagt, die wollten wir dann doch im Hafen abwettern). Anfangs war auch alles wunderbar, wir haben den Anker gelichtet, kurz vor der Bucht die Segel gesetzt und sind mit schönem Halbwindkurs (für die Landratten: Wind von der Seite) in Richtung Hafen zurückgedüst. Vor der Hafeneinfahrt wollten wir die Segel runter machen, also Maschine an und… 

…Moment! Da kommt kein Motorengeräusch! Wieso geht der Motor denn nicht an???

Erwachsen, wie wir sind, haben wir natürlich als erstes Papa angerufen. Der konnte auf die Ferne leider auch keine Diagnose stellen, also ist Emily letzten Endes quer zur Hafeneinfahrt weiter gefahren (die Segel waren ja zum Glück noch oben, also waren wir manövrierfähig), während Freydis bei Seahelp (dem ADAC auf Wasser) angerufen hat, damit die uns in den Hafen schleppen. Der Mann an der Seahelp-Hotline hat dann auch gesagt, dass sie uns abschleppen können, allerdings wäre das Rettungsboot noch auf einem anderen Einsatz bei Poreč - wir sollen doch bitte noch ein, zwei Stunden warten (was für uns kein Problem war, aber hoffentlich setzen die ihre Prioritäten anders, wenn das Boot am Sinken ist…). Freydis musste ihm dann noch ihre Koordinaten durchgeben, hat aber gesagt, dass wir vor der Hafeneinfahrt hin und her kreuzen werden (kreuzen, bzw. eine Wende fahren ist eine Form des Umdrehens, bei der man mit der Vorderseite (dem Bug) des Schiffes durch den Wind dreht. Wenn man mit dem Hinterteil (dem Heck) durch den Wind geht, nennt man das halsen). 

Das im Kreis segeln vor der Hafeneinfahrt war dann auch wirklich noch ganz schön - ein angenehmer Segelwind, aber nicht zu viel Schräglage (wichtig wegen des Hundes), einen farbintensiven Sonnenuntergang und, um das ganze noch kitschiger zu machen, eine Delfinschule, die durchs Bild gezogen ist. 

Nach knapp zwei Stunden haben wir dann auch einen Anruf von Seahelp bekommen - sie seien jetzt da, wo wir denn wären. Freydis hat sich entschuldigt und hat gesagt, dass wir ja hin und her gekreuzt wären und sich wahrscheinlich unsere Position geändert habe. Wir seien vor der Hafeneinfahrt und würden dort hin und her segeln. Die Anrufer meinten, sie kämen dann gleich und haben wieder aufgelegt. Und wir haben gewartet. Und Ausschau gehalten. Aber kein Seahelp-Boot. 

Dann kam noch ein Anruf. Ob wir einer der Masten in der Südbucht seien. Was wir verneint haben, wir würden vor der Hafeneinfahrt auf und ab segeln. Aber die Seahelp-Menschen fanden uns immer noch nicht.  Bis wir ihnen dann gesagt haben, dass das eigentlich nicht sein könne, weil wir das einzige (!) Boot mit Segeln im Umkreis seien. Dann haben sie uns doch entdeckt (wahrscheinlich hatten sie nicht damit gerechnet, dass wir uns noch bewegen können, obwohl wir das ja so oft gesagt haben. Naja, vielleicht lost in translation…). 

Letzten Endes hat es dann doch geklappt und die zwei Jungs von Seahelp haben uns (völlig easy und unaufgeregt) in den Hafen und sogar direkt in unsere Box schleppen können (und ja, natürlich haben wir Witze über uns abschleppende Männer gemacht. Hoffentlich findet das niemand sexistisch). Zu diesem Zeitpunkt war dann auch halb zehn durch und wir völlig fertig mit den Nerven. Wenn wir uns richtig erinnern, haben wir auch nur noch aufgeräumt, den Hund an Land gelassen, kurz noch Nudeln oder sowas gegessen und sind dann ins Bett gefallen. 

(Übrigens war es nicht unser Fehler, sondern die Batterie war einfach kaputt. Am nächsten Tag haben wir eine neue bekommen und danach lief alles wieder wie geschmiert.)

Ja, und das war eigentlich der Urlaub dann auch. Eine Sache vielleicht noch: Es ist sehr untypisch, dass Frauen segeln, geschweige denn, dass sie alleine segeln. Trotz einiger großartiger weiblicher Vorreiterinnen in dieser Sache, ist das Segeln doch immer noch ein sehr männerdominierter Sport. Wir mussten uns dann auch einige Kommentare anhören. Im Besten Fall finden es die Männer ganz toll und unterstützen einen darin (das hatten wir auch und solche positiven Reaktionen wollen wir natürlich nicht verschweigen). Im etwas ekligeren Fall meinen Männercrews, sie müssten den Frauen auf dem Nachbarboot irgendwie imponieren (wie die zwei in der Artatore, die mit angespanntem Bizeps ihre Extrarunde für uns gedreht haben) oder sich irgendwie anbiedern (wie auf Unije, als die Männercrew im Alter unseres Vaters nicht locker lassen wollte und uns unbedingt Drinks auf ihrem Schiff anbieten mussten, was wir aber abgelehnt haben). Das allerschlimmste ist uns aber tatsächlich im Hafen passiert, nachdem Seahelp uns am Vorabend rein geschleppt hatte. Da haben wir am nächsten Morgen irgendwas hin und her getragen (wahrscheinlich waren wir mit Pebbles im Auto unterwegs, dazu haben wir ständig die Box den Steg rauf und den Steg wieder runter transportiert) und wurden von einem angequatscht, der auch schon eine Weile mit uns am Steg liegt (da kennt man sich dann). Der Mann muss etwas jünger sein als unser Opa (aber scheinbar ein Frauenbild aus dem Mittelalter behalten haben). Jedenfalls hat er gefragt, was denn gewesen sei, woraufhin Freydis geantwortet hat, dass wir das nicht genau wüssten (da hatten wir die Diagnose "Batterie kaputt" noch nicht), dass wir aber davon ausgingen, dass wir eine neue Batterie bräuchten. Der Motor sei halt nicht angegangen. Daraufhin wurden wir erstmal darüber belehrt, dass es ja viel klüger sei, die Marina anzurufen, so wie er das immer täte. Die hätten uns umsonst in die Box geschleppt (was wir nicht wussten). Okay, klingt ja erstmal nach einem guten Tipp. Wir haben uns also bedankt und gemeint, dass das aber so auch nicht schlimm gewesen sei, weil wir sowieso Mitglied wären bei Seahelp, weswegen uns der Einsatz auch nichts gekostet hätte. Auf diesen Einwand hat er nichts mehr erwidert, allerdings hinzugefügt (und ja, das ist ein wörtliches Zitat): "Na, ihr seid ja auch drei Frauen [Emily, Freydis, Pebbles. Anm. Freydis] an Bord, oder? Das kann ja nicht gut gehen". Und seine Frau sitzt daneben und stimmt ihm zu! [Und ich musste mich gerade so beherrschen, das nicht in Großbuchstaben zu schreiben! Anm. Freydis] Also da hört doch echt alles auf! So ein riesengroßes [ihr wisst, was hier stehen sollte, aber wir wollen keine Schimpfwörter in unserem Blog, deswegen ersetzen wir es durch… Anm. Freydis] *Dieselmotorengeräusch*!

Also, damit das hier ein für allemal klar ist: Frauen können sehr wohl segeln, Frauen sollten segeln und generell sollten sich die Menschen unterstützen und respektieren, unabhängig von Alter, Geschlecht und Aussehen. Und nur weil sexistische Menschen blöde Kommentare reißen, werden wir uns doch lange nicht davon abhalten lassen, das zu tun, was wir tun wollen - in dem Fall segeln!

Okay, wir könnten hier jetzt noch ausführender werden, aber wir denken, der Grundgedanke ist rüber gekommen. Und eigentlich wollen wir uns auch nicht zu sehr auf dieses blöde *Dieselmotorengeräusch* fokussieren, sondern uns auf die positiven Erinnerungen stützen: Wind in den Segeln, Gischt im Gesicht, Hundehaare auf den Klamotten, Sonne über dem Wasser und Salz auf der Haut!

 

 

In diesem Sinne: Machts gut und immer eine Handbreit Wasser unter'm Kiel, 

Wir drei

[Falls es euch noch nicht aufgefallen ist: Laki war bei diesem Urlaub nicht dabei. Da es sich um ein Throwback handelt, war er zu dieser Zeit noch bei seinem Vorbesitzer.]

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