Was hilft gegen Campingblues? Richtig, ein entspannter Spaziergang, Vitamin-C-reiche Beeren und einmal mehr die phänomenale norwegische Landschaft - wenn auch nur vom Auto aus. Deswegen geht es für uns heute von Rauland über den Anfang des Telemarkkanals nach Valle, was wegen seinen Souvenirs und dem bekannten Klettersteig am Nomelandsfjell im Reiseführer explizit erwähnt ist.
Übrigens: Unser Norwegen-Abenteuer wird von Anny-x und Irish Pure gesponsert. Weitere Infos hier.
Heute beginnt der Campingblues… Der kalte Wind zischt ins Zelt und knabbert an den Knochen, der Himmel ist grau und wolkig. Heute ist Camping anstrengend.
Dafür ist die Landschaft toll: Sumpf und See vor Berg und Fels.
Pebbles darf morgens Bekanntschaft mit unseren frei lebenden Nachbarn machen (wir meinen natürlich die Schafe, nicht die Wohnwagenmenschen auf dem Parkplatz nebenan). Sie ist ganz aufgeregt! Danach packen wir schon zusammen und gehen noch Gassi. Eigentlich wollen wir zum Møsvatn laufen, aber wir unterschätzen die Distanz bis zum See auf Google Maps - der Weg entpuppt sich als weiter als gedacht. Also drehen wir nach etwa einer Stunde wieder um. Zur Entschädigung finden wir am Wegesrand aber Unmengen an Blaubeeren und kurios geformten orangenen Früchten. Wir befragen die Pflanzen-App zur Sicherheit, obwohl wir uns auch so ziemlich sicher sind: Das sind Moltebeeren.
Eigentlich dachten wir, die Plätze, an denen Moltebeeren wachsen, seien so selten und daher streng geheim. Aber hier sind neben den vielen, vielen Beeren auch viele, viele Norweger*innen zu sehen, welche die orangenen Köstlichkeiten eimerweise einsammeln. Natürlich müssen wir diese eigenartig geformten Beeren probieren. Und sind überrascht. Die Moltebeeren schmecken genau so, wie die Landschaft aussieht: Herb, ein bisschen säuerlich, ein bisschen süß und vor allem nach Sumpf!
Natürlich fahren wir den Großteil unserer heutigen Strecke, sobald die Sonne scheint. Zum Bleiben ist uns der Wind aber heute zu kalt. Die Straße führt uns durch die nadelbaumreiche Telemark nach Dalen. Dort beginnt der berühmte Telemarkkanal, der mittlerweile auch auf unserer "Still-to-do-and-see-in-Norway"-Liste steht. Von dort fahren wir weiter Richtung Valle im Setesdal (ein weiteres Märchental in Südnorwegen). Und zwar eine Serpentinenstraße. Mit 12% Steigung! (Auf der wir nebenbei bemerkt einen Fahrradfahrer überholen müssen - sind denn alle Menschen verrückt geworden?)
Unser tapferes Trollbo schafft das aber locker flockig - mit voll aufgedrehter Heizung und Emilys zehnmal laut wiederholtem Versprechen, dass er einen Super-deluxe-Waschdurchgang in der Waschanlage bekommt, sobald wir wieder sicher zuhause sind. Um den Motor abzukühlen machen wir oben dann auch ein kurzer Päuschen… Übrigens ein weiterer Vorteil, das Land mit einem Kleinstwagen zu erkunden. Neben eigentlich immer passenden Parklücken - und seien sie auch noch so klein - entschleunigt sich der ganze Prozess auch ungemein :P
Weiter führt die Straße über eine Hochebene mit wunderschönen Seen. Aber hier ist es uns zu kalt und zu ungeschützt vor dem Wind. Außerdem haben wir bemerkt, dass die steile Serpentinenstraße mal eben zu einem Temperaturunterschied von mindestens fünf Grad geführt hat. Also lieber wieder ins Tal!
Letztendlich landen wir also doch in Valle, obwohl wir eigentlich ein Stück davor halten wollten. Aber die Platzsuche ist heute mal wieder schwierig. Unseren ersten Fund müssen wir auch wieder aufgeben, nachdem die Hunde bereits kurze Zeit später von Fliegen belagert werden und Pebbles deswegen fast durchdreht.
Stattdessen wird unser Platz heute direkt gegenüber des für seine Klettersteige bekannten Nomelandsfjellets liegen. Ein wirklich imposanter Fels-Berg. Lohnenswert!
Wir haben übrigens Glück: Während wir das Zelt aufbauen (dummerweise in der Kack-Ecke, wie wir in dem Augenblick feststellen, als das andere Auto in den Parkplatz einbiegt) bekommen wir Besuch. Zu unserem Glück will das Ehepaar nur kurz kochen und fährt dann wieder weg. Was einerseits mit den Hunden entspannter ist und uns andererseits die Möglichkeit bietet, das Zelt aus der zwar windgeschützten, aber auf Dauer doch eklig-stinkenden Exkrementen-Nische zu entfernen und näher am Wasser aufzustellen. So ist der einzige Gestank in dieser Nacht der Hundepups, der leise aus Lakis und Pebbles Hintern entfleucht…
In diesem Sinne: Gute Nacht und liebe Grüße,
wir vier.
literatur
Der Dumont-Reiseführer von Südnorwegen: Möbius, M., Ster, A. (2022): Norwegen - der Süden. Ostfildern: DuMont Reiseverlag
Der Dumont-Reiseführer von Fjordnorwegen: Banck, M.H. (2019): Norwegen - das Fjordland. Ostfildern: DuMont Reiseverlag
Der lonely planet-Reiseführer von Norwegen: Ham, A., Butler, S., Wheeler, D. (2015): Norwegen. Ostfildern: Mairdumont
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