· 

Aus dem Tagebuch eines neurotischen Goldies: Mein erstes Segel-Abenteuer

Liebes Tagebuch, 

Heute war ich segeln - ja, wer hätte das gedacht? 


Ihr habt richtig gelesen. Ich - der nicht ganz mutige Goldie, der am liebsten Zuhause seine Ruhe gehabt hätte - war heute das erste Mal auf einem Boot. Das geschah ganz plötzlich und war von meinem Frauchen echt perfide eingefädelt. 

Der Tag fing morgens um sechs Uhr an, da klingelte der Wecker von meinem Frauchen. Uhhh, um die Uhrzeit muss man mir ja noch nicht mit Action kommen. Da schlafe ich lieber noch ein paar Stunden und träume von frischem Fisch und Sommerwiesen - eine unschlagbare Kombination, wenn ihr mich fragt. Zum Glück trinkt mein Frauchen vor dem Gassi gehen immer erst einen Kaffee. Wenn die Kaffeemaschine laut dröhnt und rattert, weiß ich, dass ich noch eine kleine Galgenfrist bekomme. Dann ist Turboschlafen in meinem Kuschelkörbchen angesagt, denn bald darauf geht der Ernst los. Heute war ich allerdings mehr als überrascht, denn erstens trug mein Frauchen noch ihren Schlafanzug und Badeschlappen (eigentlich ist es mir ja völlig egal, was sie so anhat, aber ich kam nicht umhin, diesen absonderlichen Zustand zu bemerken) und zweitens sind wir auch nur durch den Garten einmal um den Block gelaufen. Sonst drehen wir morgens immer eine größere Runde von mindestens einer Stunde - und heute sollen es nur die zehn Minuten gewesen sein? Sehr seltsam!

Aber nach dem Frühstück war mir dann klar, was Sache ist: Angeschirrt und ausgerüstet sind wir nämlich zum Auto in die Tiefgarage gelaufen. Da habe ich schlau kombiniert: Wir machen einen Ausflug!

Und dann sind wir erst mal gefahren… Tss… Eineinhalb Stunden haben wir gebraucht! Bis wir schließlich in eine kleine Nebenstraße eingebogen sind und auf einem Parkplatz heraus kamen [Ich bin mir nicht sicher, ob Laki den Namen des Sees mitbekommen hat. Für alle, die es wissen wollen: Wir waren den Tag am Ammersee in Bayern. Anm. Freydis]. Das war natürlich aufregend - so viele neue Gerüche und Menschen und Hunde und die Sonne schien und ich war voller Tatendrang. Naja, man kennt es. 

Mein Frauchen und ich waren dann erst einmal laufen. Es war schon ganz schön warm und ich habe überhaupt nicht verstanden, was wir eigentlich suchen. Zum Glück war der See in der Nähe, so konnte ich mich immer mal wieder abkühlen. Und das war echt nötig! Mein Frauchen hat leider ein bisschen schlechte Laune bekommen, wahrscheinlich war ihr auch zu warm [ja, war ihr und außerdem hat mein unerzogener Goldie wie blöd gezogen und die ganze Zeit Hundepipi aufgeschleckt. Anm. Freydis]. Ich habe ihr versucht zu sagen, dass sie doch auch mal ins Wasser soll und habe die ganze Zeit versucht, sie in die richtige Richtung zu lenken [zu ziehen. Anm. Freydis], aber sie wollte einfach nicht auf mich hören…!

Schließlich war dann auch klar, was sie sucht. Irgendwann sind wir rechts die Böschung herunter gelaufen und standen plötzlich am See - auf einem kleinen Stück Sand-Schlick-Strand, der wie für uns gemacht zu sein schien. Zum Glück sind wir dann auch da geblieben, ich hatte echt genug vom Laufen. 

Während mein Frauchen sich umgezogen und mit einem weißen, stinkenden Zeug eingeschmiert hat, habe ich unser Fleckchen Erde erkundet. Und was es da nicht alles zu erkunden gab! Riesiges Gras, das aus dem Wasser gewachsen ist, interessante Stoffreste [alte Unterhosen. Anm. Freydis], auf denen ich aber leider nicht rumkauen durfte, und Stöcke über Stöcke über Stöcke! Himmlisch! Das Glück wurde perfekt, als immer mal wieder Enten durchs Bild zogen (immer einen Blick wert) und ich von Frauchen eine Rinderkopfhaut zum Kauen bekommen habe. Zum Abkühlen und Trinken konnte ich danach auch bequem die zwei Schritte ins kühle Nass laufen - pures Goldie-Glück!

Später kam mein Frauchen dann auf die Idee, schwimmen zu gehen. Ich muss sagen, ich war skeptisch - zurecht. Gleich nach ein paar Schwimmzügen habe ich das blöde Wasser in die Ohren bekommen. Gibt es etwas unangenehmeres? Das Rausschütteln hat während des Schwimmens natürlich auch nicht geklappt und mein Frauchen ist trotz meiner Not immer weiter ins Wasser gelaufen. Ich habe dann versucht, das unangenehm ziepende Ohr aus dem Wasser heraus zu halten, aber versuch das mal, ohne dass dir noch Wasser ins andere Ohr schwappt. Ein Ding der Unmöglichkeit! Ich habe dann beschlossen - mir reichts und bin umgedreht. Und mein Frauchen hat mich nur ausgelacht. [Ist ja auch so - sollten Goldies nicht reine Wasserratten sein? Laki sah wirklich nicht elegant aus, wie er da so scheppes Wasser getreten hat…Anm. Freydis.] Danach war es dann vorbei mit dem Spaß. Ich hatte einfach keine Lust mehr, tiefer als bis zu den Fußgelenken ins Wasser zu gehen. Da kann sich mein Frauchen noch so auf den Kopf stellen, keine Chance! [Dickschädeliger Golden Retriever! Anm. Freydis]

Nach einigen Stunden Sommer-Sonne-Badespaß hat mein Frauchen zusammen gepackt und wir mussten den ganzen, langen Weg wieder zurück laufen. Nur, dass es jetzt um die Mittagszeit natürlich ein paar Grad wärmer war und die Sonne uns direkt von oben aufs Hirn brezelte [Laki, das ist Umgangssprache der schlimmsten Art, das versteht doch keiner. Für unsere Hochdeutsch-Liebhaber*innen: Er meint, dass die Sonne uns viel zu warm und viel zu stark auf den Kopf schien. Anm. Freydis]. Nicht schön [da hat er recht, es war eigentlich ein bisschen zu heiß zum Laufen. Aber der Hund konnte sich ja immer wieder im See abkühlen, da ging das schon. Anm. Freydis]. Zurück in Utting brauchte mein Frauchen nochmal einen Kaffee auf einer Veranda, auf der es superlecker nach Fisch roch. Aber selbst der war vergessen, als ich die hübsche Dame am Nebentisch entdeckt habe. Wunderschönes braunes Fell, leuchtende Augen (und ein bisschen Sabberfäden aus dem Maul, aber die Spaghetti ihres Frauchens sahen auch einfach zu gut aus). Ich habe immer mal wieder zu ihr hinüber geflirtet, aber sie hat mich eiskalt ignoriert. Sehr schade, wir hätten uns sicher gut verstanden!

Und dann ging der spannende Teil los, den ich immer noch nicht verstehe. Nach dem Essen ist mein Frauchen schnurstracks auf schwimmende Holzbretter gestiefelt [er meint den Schwimmsteg, an dem die Boote liegen. Anm. Freydis]. Wirklich, manchmal zweifle ich schon an ihrem gesunden Menschenverstand und Urteilsvermögen. Ohne die Leine und dem eindringlichen Rufen meines Frauchens wäre ich da sicher auch nicht drüber gelaufen, aber so habe ich mutig einen Fuß vor den anderen gesetzt, meine Krallen ins Holz gebohrt und mich versucht so flach an den Steg wie möglich zu pressen - das hilft bei allen schlimmen Böden! Am Ende dieser Tortur lag dann ein weißes Ding im Wasser, etwa drei Meter lang und außen farbig angemalt. Die Männer haben dieses Ding verschoben, sodass die lange Seite längs zu den Wackelbrettern lag. Und dann - ihr werdet es nicht glauben! - ist mein Frauchen auf dieses Ding drauf gestanden! Und hat mich gerufen! Ich sollte da auch drauf! 

Ne ne ne, dachte ich mir, nicht mit mir! Und habe mich erst mal geweigert. Aber mein Frauchen und die anderen drei haben immer weiter auf mich eingeredet und mich schlussendlich doch überredet. Ganz langsam und vorsichtig habe ich testweise erstmal eine Pfote auf den weißen Untergrund gelegt. Das schlimme war, dass da auch noch eine Art Treppenstufe im Weg war: ich musste vom Wackelbrett über eine Stufe auf einen mir unbekannten Boden klettern - mir ist immer noch schleierhaft, wie ich das letztendlich geschafft habe, aber plötzlich war ich doch auf der anderen Seite (wobei ich zugeben muss, dass der schwierigste Teil, die Hinterpfoten ebenfalls vom Steg zu lösen und zu den Vorderpfoten auf das Boot - ich weiß jetzt, dass das Ding Boot heißt - zu stellen am längsten gedauert hat. Das war echt knifflig!). Mit großem Hallo wurde ich dort willkommen geheißen und habe sogar etwas Leberwurst bekommen, die mir allerdings vor lauter Aufregung gar nicht so sehr schmecken wollte…

Und dann gings los und plötzlich sind wir gefahren. Über das Wasser! Sehr seltsam!

Und allerlei Kuriositäten sind an uns vorbei gezogen, da musste ich immer genauestens aufpassen [Stand-Up-Paddler, andere Segelschiffe, Schwimmer. Anm. Freydis]. Zwischendrin wurde es immer mal wieder ein bisschen unheimlich, dann gab es ein Geknalle und Geknatter und die Landschaft hat sich verschoben [Wende. Anm. Freydis]. Aber mit der Zeit wurde ich immer souveräner und ehrlich gesagt war ich auch einfach todmüde von dem Tag (Ich sage ja: perfider Plan). Deswegen bin ich immer mal wieder weggenickt. Auf den Bildern seht ihr mich auch selig schlummern… Irgendwann hat mir mein Frauchen ein nasses Handtuch übergeworfen - das war toll! Endlich nicht mehr so heiß!

Naja, und das war's eigentlich schon. Der Rückweg über die Wackelbretter ging dann, aber ich war natürlich auch schon geübt [das heißt gar nichts. Anm. Freydis]. Und Zuhause wollte ich dann nur noch schlafen, auch wenn ich noch zu einem Besuch mit musste und erst spät in mein Kuschelkörbchen zurückkehren konnte. Aber sobald ich die Augen geschlossen hatte, war ich dann auch schon eingeschlafen. Wer weiß, vielleicht wird aus mir ja doch noch ein Abenteurer! [Genau. Ich erinnere dich daran, wenn wir das nächste Mal durch unseren Hausflur mit dem rutschigen Boden laufen. Anm. Freydis]

 

 

 

In diesem Sinne: Mast- und Schotbruch und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel (denn das sagt man als passionierter Segler so), 
Euer Laki


P.S.: Falls euch interessiert, wie Pebbles ihren ersten (zugegebenermaßen aufregenderen) Segeltörn gemeistert hat, könnt ihr das hier nachlesen!


Kommentar schreiben

Kommentare: 0