· 

Eine holprige Anfahrt (Tag 0)

Es ist Samstag der 23. Juli 2022 mittags. In zwei Tagen, also am Montag, wollen wir nach Dänemark fahren, unsere Fähre geht am Dienstag von Hirtshals nach Kristiansand. Eingeplant ist eine Übernachtung von Montag auf Dienstag in einem Airbnb in Dänemark, damit wir einen anständigen Puffer haben. Zwecks Stau und so. Damit wir am Montag entspannt tagsüber fahren können. 

 

Es ist Samstag der 23. Juli 2022 abends. "Lass uns morgen ganz früh aufstehen und gemeinsam mit den Hunden raus gehen", sagt Emily. "Dann können wir abends früh ins Bett gehen und noch schlafen, bevor wir gegen drei Uhr aufstehen und los fahren".

"Gute Idee", sagt Freydis zustimmend. "Dann ist es morgens beim Gassi gehen auch noch nicht so heiß". 

 

Wir hätten es besser wissen müssen!


Übrigens: Unser Norwegen-Abenteuer wird von Anny-x und Irish Pure gesponsert. Weitere Infos hier.


Denn natürlich kam alles ganz anders als geplant.

(Wem das bekannt vorkommt, hat vielleicht unseren Blogeintrag zum Norwegen-Vorbereitungs-Kurzurlaub im Schwarzwald gelesen. Planänderungen sind unsere Spezialität!) 

Uns noch brav an unseren logischen, von rationalem Denken geprägten Plan haltend, stehen wir am Sonntag vor Abfahrt pünktlich um zehn vor sechs auf. Wer uns kennt weiß, dass das echt noch nicht unsere Zeit ist. Ehrlich, Pebbles und Laki bekommen um die Uhrzeit noch kein Auge auf und zeigen uns beim Vorschlag Gassi zu gehen nur einen Vogel. Und stecken die Schnauze tief ins Kuschelkörbchen. 

Nichtsdestotrotz sind wir topfit und wach, voller Tatendrang und nach der ersten Tasse Kaffee auch bereit in den Tag zu starten. Und der morgendliche Spaziergang mit dem Bebi ("Professor Boltzmann", schallt es da gerade streng von unseren Eltern über meine Schulter) ist dank der noch kühlen Temperaturen das frühe Aufstehen auf jeden Fall wert. 

Es ist Sonntag der 24. Juli mittags. Und dann kommt der erste Stolperstein. Beim Packen (eigentlich packen wir seit gefühlt einer Woche und trotzdem sieht die Wohnung aus, als sei ein Kleinlaster mit Altkleidern und Dingen des täglichen Bedarfs explodiert) fällt uns auf, dass der Dachträger auf einer Seite nicht hält. Eine Seite rutscht beim Festziehen immer wieder ab, sodass die hintere Querstrebe einfach nicht fest hält. Was tun?

Klar, erst mal Papa fragen - unser Held bei allen größeren und kleineren Problemen (Danke Papa!).

Es dauert mindestens eine halbe Stunde, kostet einige Nerven und ein paar kleinere Kratzer im Lack, aber schließlich hält der Dachträger.  Die Lösung lag in einem Verrücken der Querstreben nach hinten. Scheinbar hat der Winkel zum Festhalten des Gestänges nicht so richtig gestimmt. Jedenfalls können sich jetzt zwei Personen an den Dachträger hängen und hin und her wackeln - dabei geht zwar das Auto in die Knie, aber auf dem Dach verrutscht nichts!

 

Mittlerweile ist es Sonntag der 24. Juli abends. Die Hunde müssen noch raus. Gegen sieben Uhr ist es kühl genug, dass wir mit unserem vollgepackten Trollbo und den Hunden in den Wald fahren können. Die Straße in Richtung Friedhof hoch wird dabei unsere erste Bewährungsprobe, aber der kleine Mitsubishi packt die Steigung souverän im dritten Gang. Ein Glück, sonst hätten wir doch noch umsatteln müssen (auch wenn wir nicht wissen, worauf. Vielleicht auf den Zug?). Unsere Mama kocht uns derweil ein Abschiedsessen (Danke Mama!) und langsam werden wir ungeduldig. Und aufgeregt. Und hibbelig. Wer ahnt es schon?

Genau! 

Wir beschließen natürlich, nicht mehr schlafen zu gehen. ("Wir können ja jetzt eh nicht gleich einschlafen und bis um zwei Uhr sind es dann ja auch nur noch zwei Stunden und morgen soll es so heiß werden, da ist Autofahren doof und überhaupt können wir ja auf der Strecke irgendwo anhalten und Pause machen…" Jaja.) Stattdessen essen wir, geben den Hunden nochmal Bachblütentropfen, gehen duschen und fahren pünktlichst um genau 23 Uhr vom Parkplatz - Norwegen, wir kommen und ab auf die Autobahn!

Zugegeben: Die Fahrt zieht sich. Mit unserem vollgepackten Schulranzen-Auto können wir maximal 110km/h fahren. Mit Rückenwind und bergab. Die Steigungen schafft er immerhin bis 8% im vierten Gang, einmal müssen wir in den dritten herunter schalten. Und schlafen ist wirklich unbequem auf dem Beifahrersitz, denn wir haben vergessen, ein Kopfkissen oder ähnliches einzupacken. Außerdem steht der Fußraum voller Essen. 

Aber wir kommen gut durch und stehen selbst um sieben Uhr in Hamburg nicht im Stau, sodass wir gegen neun Uhr an der Dänischen Grenze sind. Bei Aarhus, etwa eineinhalb Stunden vor unserem Airbnb in Gandrup, legen wir noch eine Pause am Strand ein. Das Warten, bis wir um 14 Uhr weiter fahren, zieht sich dann trotz Meer und Strand. Wir sind einfach keine Pausenmenschen, wir reißen die Strecken am liebsten am Stück runter. Unvernünftig? Vielleicht. Dafür kommt man schneller an. 

Unser Airbnb in Gandrup lässt uns dann in Begeisterungsstürme ausbrechen. Es handelt sich um einen einfachen Bauwagen mit Bett, der allerdings in einem riesengroßen Grundstück steht, das als Apfelplantage dient und rundrum eingezäunt ist! Da können wir sogar unseren unerzogenen Goldie frei laufen lassen (der das übrigens super findet! Wahrscheinlich hatte er am nächsten Tag Muskelkater, so viel springt und tollt der herum!). Außerdem ist eine Feuerstelle mit Holz und Grill vorhanden, ausreichend Sitzmöglichkeiten, ein freier Parkplatz, eine Terassenheizung in einer ausgestanzten Milchkanne, ein Plumpsklo und frisches Trinkwasser. Und alles zu unserer freien Verfügung! Wir sind hin und weg (und nach der langen, langen Fahrt auch schnell im Land der Träume). 

Leider schlägt Pebbles in der Nacht ein paar Mal an, weil sie die Geräusche um den Bauwagen nicht kennt. Wenn das so weiter geht, denken wir uns, kann das ja ein entspannter Urlaub im Zelt werden…!

Nachts regnet es stark. Aber, wie wir am nächsten Morgen um sechs Uhr, als Pebbles uns weckt, feststellen können, hat die Dachtasche dicht gehalten. Zweiter Stresstest für unsere Konstruktion: auch erfolgreich. 

Wir frühstücken noch im Airbnb und fahren gegen halb neun los nach Hirtshals. Dort wollen wir noch die Hunde müde machen vor der Fähre. Ja genau. Denkste. Wir schaffen es zwar noch kurz zum Strand, von müde machen kann aber nicht die Rede sein - wir haben einfach nicht mehr genug Zeit. Es windet schon an Land sehr stark. Also packen wir für die Fähre mal vorausschauend Emilys Vomex-Tabletten gegen Übelkeit ein… Hoffentlich wird den Hunden nicht schlecht, ist unser letzter Gedanke, bevor uns die Aufregung packt und unsere Gedanken voll und ganz auf die Auffahrt auf die Fähre konzentriert sind. 

Für alle, denen wie uns die erste Fährfahrt noch bevorsteht: es ist wirklich nicht so schlimm. Wir hatten die Buchungsdetails ausgedruckt, das hätten wir aber gar nicht benötigt. Die Dame am Schalter will nur unsere Reisepässe und hat uns dann, dank des eingespeicherten Kennzeichens (das wir im Rahmen der Vorbereitung übrigens drei mal nachträglich ändern mussten) schnell gefunden. Wegen der Hunde, die im Auto bleiben, bekommen wir ein extra Zettelchen, welches wir am Rückspiegel befestigen müssen. Und dann, nach etwa einer Stunde Wartezeit vor der Fähre, müssen wir eigentlich nur noch drauf fahren. Und das ist gut organisiert und angeleitet - und wirklich nicht die ganze Aufregung wert. 

Auf der Fähre ist es nach wie vor sehr windig, immer mal wieder aber sonnig. Daher können wir draußen bleiben, was bei den Wetterbedingungen übelkeitstechnisch trotz Notfall-Vomex wohl besser ist. Übrigens gibt es auf der Fährverbindung der Color-Line (Hirtshals - Kristiansand) neben der Alternativen des eigenen Autos und eines sogenannten Hundehotels (also einem Zwinger auf der Fähre) die Möglichkeit, den Hund auf das Außendeck mitzunehmen. Dort muss er aber, inklusive seinem Menschen, die ganze Fahrt bleiben. Bei jedem Wetter. Während es bei uns gerade so ginge, muss es nur bewölkt oder regnerisch sein und die Zeit bis Kristiansand wird richtig ungemütlich. Wir sind rückblickend dann trotzdem froh, unsere Hunde im Auto gelassen zu haben. Pebbles wäre wahrscheinlich über die vielen fremden Menschen nicht so erfreut gewesen, außerdem war es laut und sehr windig. Und wer weiß, ob sich Laki überhaupt aufs Außendeck getraut hätte… So ist es entspannter und angenehmer für alle Beteiligten (und was wir so mitbekommen haben, war es auf dem Autodeck auch nicht so laut wie befürchtet…). 

 

Leider müssen wir etwa zehn Minuten vor Ankunft zurück zu den Autos, sodass wir das Anlegen in Kristiansand gar nicht mitbekommen. Abgesehen davon können wir die Fährüberfahrt wohl als Erfolg verbuchen: Es war wirklich angenehm, keiner hat sich übergeben und die Hunde haben die ungewohnte Situation auch gut weggesteckt. 

Was will man mehr… und velkommen til Norge!


Ab hier (obwohl zeitlich nicht ganz korrekt) starten wir mit Tag 1 in unser Norwegen-Abenteuer. Bleibt unbedingt dran, es wird spannend! Und falls ihr Kommentare, Fragen, Korrekturen oder Anmerkungen habt, lasst uns einen Kommentar da, oder schreibt uns eine Nachricht.

Wir freuen uns!

Viele Grüße, 

wir vier.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0